Werner Rinsche (links) und Alfons Mühlenschulte beschäftigen sich mit der komplizierten Verladung der Hilfsmittel in die Container.
© Polle/Windgassen
Soest/Keren - In Keren, der zweitgrößten Stadt Eritreas im Landesinnern, entsteht ein Krankenhaus für Neugeborene. Der Soester Arzt Dr. Rainer Uhlich leitet das Projekt und plant zusammen mit mehreren Krankenschwestern, Ärzten und Handwerkern das zukünftige Vorgehen.
Einrichtung, medizinische Ausstattung, Wasser, Abwasser, Elektronik – das alles und mehr sind Teile der Planung im Projekt „Kinderkrankenhaus“. Dr. Rainer Uhlich und zahlreiche Pflegekräfte und Handwerker stecken viel Zeit und Arbeit in das Vorhaben, um kranken Kindern in Keren zu helfen.
In Eritrea ist die Situation der Mütter und Neugeborenen meist hoffnungslos, da die medizinische Versorgung im Land und vor allem in den Provinzen extrem schlecht ist. Daher ist das Ziel der Arbeit von Ärzten und Schwestern, die Geburtshilfe und Neugeborenenmedizin zu verbessern und den eritreischen Pflegekäften zu einem selbstständigen Arbeiten zu verhelfen.
Bereits 2010 wurde durch die Handwerker in einer schon vorhandenen Kinderklinik in Keren ein Intensivbehandlungszimmer für Früh- und kranke Neugeborene eingerichtet.
Dr. Rainer Uhlig leitet das Krankenhausprojekt und war mit Heike Heinicke (links) und anderen Hilfskräften schon oft in Eritrea.
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Der Baubeginn des neuen Kinderkrankenhauses war im Herbst 2014, dieses Jahr werden Elektrotechniker, Ingenieure und Architekten vor Ort aktiv sein. Von Deutschland aus wird die Ausstattung des Krankenhauses geplant, das Material besorgt und nach Keren verschifft. Der nächste Schritt für das Projekt ist nun die Einweisung der Handwerker, die noch diesen Oktober nach Eritrea reisen.
Danach werden dann auch Dr. Uhlich und sein Team die Baustelle besuchen, um sich ein Bild vom Stand des Bauprozesses zu machen. Im März und April nächsten Jahres soll dann, wenn alles nach Plan läuft, die Feininstallation erfolgen.
Die Aufgabe der Ärzte und Schwestern ist es anschließend, dem medizinischen Personal in Eritrea ihr Wissen zu vermitteln, damit die Pflegekräfte vor Ort in der neuen Einrichtung selbstständig arbeiten können.
Komplizierte Containerladung
Gute Vorbereitung ist die halbe Miete: Derzeit werden drei große Container fleißig befüllt, um ihre Reise nach Eritrea anzutreten.
Sanitär- und Elektromaterialien wie Kabel und Rohre, medizinische Dinge wie Verbandsmaterial, zwei Röntgengeräte, Operationstische und Wärmebettchen für Frühgeborene – das ist nur ein Bruchteil, der Dinge, die mit nach Eritrea gebracht werden müssen.
Große Unternehmen aber auch Krankenhäuser und viele Privatleute haben Spenden bereitgestellt, um kranken Kindern in Eritrea zu helfen.
Zwölf Ehrenamtliche sind seit zwei Monaten dabei, das Material von Spendern abzuholen und einzuladen. Das Komplizierte: „Das, was nachher als erstes gebraucht wird, muss ganz vorne in den Container. Und das, was erst später benötigt wird, nach hinten“, erklärt Reinhard Risse, der bei der Containerbeladung vor Ort war.
Dr. Rainer Uhlig leitet das Krankenhausprojekt und war mit Heike Heinicke (links) und anderen Hilfskräften schon oft in Eritrea.
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Auch Lebensmittel, die die Arbeiter in Eritrea brauchen, müssen mit in die Container verladen werden. Darunter sind viele lang haltbare Produkte wie Suppen, Nudeln und Gewürze. Wobei zu bedenken ist, dass die Möglichkeiten, Gerichte in Eritrea zuzubereiten, begrenzt sind. Strom und fließendes Wasser sind nicht wie in Deutschland im Überfluss vorhanden. Deshalb wird auch Trinkwasser mit verladen.
Einen Monat werden die Helfer noch brauchen. Dann sollen die Container mit LKW´s nach Werben, einer Hansestadt an der Elbe in Sachsen-Anhalt, gefahren werden. Von dort geht es für sie mit dem Schiff weiter nach Jeddah, einer Hafenstadt in Saudi-Arabien am Roten Meer. Dort wird die Fracht auf ein kleineres Schiff umgeladen, die sie zu Eritreas Seehafen in Massawa bringt. Wenn alles nach Plan läuft, ist dann Mitte September alles angekommen . Das Gesundheitsministerium Eritreas nimmt die Container entgegen und verzollt sie. Im Oktober sollte die Fracht dann vor Ort in Keren und Asmara sein.
„Dann beginnen auch schon die ersten Herzoperationen“, sagt Reinhard Risse . „In den zwei Wochen, in denen das Team in Eritrea ist, werden alle mitgebrachten OP-Materialien verbraucht. Es werden in zwei Wochen 25 bis 30 Kinder operiert“, erzählt Risse weiter.
Im Oktober, wenn die eine Fracht dann in Eritrea angekommen ist, fangen die freiwilligen Helfer hier schon wieder an, die nächsten Container zu packen.
Von Lennard Polle und Jana Düwell